In Steillagen war Wein- oder Obstbau nur durch die Errichtung von Terrassen möglich. Diese wurden mit Trockenmauern abgestützt.
Oft hat es mehrere Jahre gedauert, bis eine große Trockenmaueranlage mit den erforderlichen Natursteintreppen errichtet war. Mit Pferde- oder Ochsengespannen wurden Bruchsteine aus nahen Steinbrüchen oder aus verfallenen Burganlagen herbeigeschafft.
Steinbruch am Hemsbacher Zeilbergweg
Je nach handwerklichem Geschick der Erbauer wurden die Steine mehr oder weniger exakt bearbeitet und ohne Mörtel auf Höhe gebracht. Besonders mühsam und technisch anspruchsvoll war die Anlage der erforderlichen Weinbergstreppen mit großen und daher schweren Naturstein-Blockstufen. Zeitaufwendig war auch die Ausbildung von Mauerecken und Mauervorsprüngen, welche die Standfestigkeit des gesamten Bauwerks deutlich erhöhten.
Trockenmauern in Laudenbach Essigkrug
Weinberg am Hemsbacher Schneckenberg
Hohe Trockenmauer im Laudenbacher Oberen Hassel
In einer historischen Schrift aus den Jahren 1815-1828 ist hierzu geschrieben: „Das Mauerwerk in diesen Reeben erfordert besondere Aufmerksamkeit. Es ist durchaus nöthig, augenblicklich, wie sich nur der geringste Bruch an einer solchen Trocken-Mauer zeigt, derselben nachzuhelfen, denn sowie man es zum Einsturz kommen läßt, so werden allein nicht nur die Reeben wie Teraßen verderben, sondern es reißt nur ein Stück das ander nach, und was man anfangs mit 30 x (Kreuzer) machen lassen kann, kommt später auf so viel Gulden.”
Bemerkenswerte Trockenmauern an ehemaligen Obstterrassen in Hemsbach im NSG Schafhof/Teufelsloch
Größere Schäden kann der Winzer in der Regel nicht selbst reparieren. Denn nur Fachfirmen, die über Personal, das die traditionelle Handwerkstechnik des Trockenmauerbaus beherrscht, sowie über die notwendigen Werkzeuge, Maschinen, Gerüst- und Sicherheitseinrichtungen verfügen, können eine gefahrlose und statisch fachgerechte Reparatur ausführen. Dies gilt besonders bei Mauern mit einer Höhe von über 1,50 m in Steillagen. Über mögliche Bauzuschüsse beziehungsweise Fördermittel kann man sich beim Landratsamt – Fachbereich Landwirtschaft oder Naturschutz erkundigen. Lockere Mauer-Teilflächen und sonstige kleinere Schäden können auch selbst repariert werden.
Sitzen Steine im Verband locker, sind sogenannte Zwickel, das heißt passgenaue oder keilförmige Steine der gleichen Gesteinsart mit einem Hammer (Fäustel) kraftschlüssig in die Ritzen/Hohlräume einzuschlagen. Ziel ist es, wieder eine lückenlose Verzahnung beziehungsweise Verkeilung bis zur Hintermauerung zu erreichen. Beschädigte Einzelsteine sind zu ersetzen und wie beschrieben kraftschlüssig einzubauen. Die Langlebigkeit und Stabilität einer Trockenmauer wird in hohem Maß von der Ausbildung der Mauerkrone beeinflusst. Es gilt zu verhindern, dass Regenwasser und Schnee von oben in das Mauergefüge eindringen kann. Als oberer Mauerabschluss werden deshalb ausgesuchte, möglichst großformatige Steinplatten oder quaderartige Abschlusssteine verwendet.